Samstag, 02.04.2022


»Alles auf Anfang!«

BuchDruckKunst2022

Barbara Beisinghoff, Blues
Barbara Beisinghoff, Blues, Foto: Barbara Beisinghoff
Mit dem Motto »Alles auf Anfang!« wagt auch die BuchDruckKunst einen Neustart: Vom 01. bis zum 03. April gastieren im Museum der Arbeit 60 Künstler:innen und Editionen bei der »schönsten Messe für Erlesenes auf Papier«.

Wer Erschwingliches und Exklusives auf Papier sucht, wird auf der Verkaufsmesse ganz bestimmt fündig. Ein breites Programm rund um die Themen Druck und Papier gibt es natürlich auch, und die tollen Werkstätten des Museums zeigen vom Hand- und Maschinensatz über die Papierherstellung bis zum Buchbinden alles, was einst zum Handwerk gehörte. Das sehr schöne Messemagazin (94 Seiten) in Fadenheftung und einer originalen Buchdruck-Beilage ist im Eintritt von 12,– sogar noch inbegriffen.

Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 17.00 – 21.00 Uhr (Fr.), 10.00 – 18.00 (Sa.), 10.00 – 17.00 (So.), € 9,– (Fr.), € 12,– (Sa. u. So.)


Lesung

»Schlemihls Erzählungen«

Uwe Friesel liest aus seinem »fingierten Tagebuch«, die Konzertpianistin Marina Savova begleitet ihn am Piano.

➝ Hamburger Autorenvereinigung und Literaturzentrum in der Alfred Schnittke Akademie International Max-Brauer-Allee 24, 19.00 Uhr, Eintritt: € 7,–/5,– €, Voranmeldung erbeten unter Email: info@hh-av.de

Lesung

»Wilmans Park«

Die Buchgestalterin Petra Horn und der Fotograf Ferdinand Graf Luckner präsentieren ihr neues Buch

➝ Buchhandlung Felix Jud, Neuer Wall 13, 19.00 Uhr, Eintritt frei

29.03.2022 | Literatur in Hamburg
Fatma Aydemirs »Dschinns«

Wahrheiten, die immer da sind

Fatma Aydemir
Fatma Aydemir, Foto: Sibylle Fendt
Fatma Aydemir hat mit ihrem Familienroman »Dschinns« das Buch der Saison vorgelegt. Die in Berlin lebende Schriftstellerin wurde schon für ihr vielgelobtes Debüt »Ellbogen« mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet, für »Dschinns« erhielt sie den Robert-Gernhardt-Preis. Der Roman ist ein großer Wurf, auch weil er versucht, so viel Gegenwart wie möglich in 350 Seiten Text zu packen. Das ist radikal, es ist maßlos und nicht immer gelungen. Dennoch ist »Dschinns« eine Lektüre, die sich tief einbrennt und lange nachwirkt.


20.03.2022 | Literatur in Hamburg
Mareike Fallwickls neuer Roman »Die Wut, die bleibt«

Collateral Damage

 Mareike Fallwickl
Mareike Fallwickl, Foto: Gyöngyi Tasi
Schon ihre Romane »Dunkelgrün fast schwarz« und »Das Licht ist hier viel heller« sind rasante Psychodramen über toxische Männlichkeit, Sexismus, Macht und Machtmissbrauch im Binnenraum mehr oder weniger alltäglicher Beziehungen. Pointierte Szenarien aus diesem gesellschaftlichen Giftschrank orchestrieren auch den neuen Roman »Die Wut, die bleibt« (Rowohlt) der österreichischen Autorin Mareike Fallwickl. Ihr Ausgangspunkt ist hochaktuell und liegt in der unmittelbaren Gegenwart, in der vor allem Familien mit kleinen Kindern durch die Corona-Pandemie einer andauernden Belastungsprobe ausgesetzt sind. In diesem Roman mit tragischen Folgen, die nicht ungesühnt bleiben.


10.03.2022 | Literatur in Hamburg
Jens Eisels neuer Roman »Cooper«

Ein Fall für die Ewigkeit

Jens Eisel
Jens Eisel, Foto: Melina Mörsdorfs
Es gibt eine ganze Reihe von Theorien über diesen Fall und unzählige Spekulationen in alle Richtungen. Doch auch, nachdem das FBI die Ermittlungen 2007 und 2009 noch einmal aufnahm, gab es keine neuen Erkenntnisse. Die Akte »Norjak« wurde 2016 nach 45 Jahren endgültig geschlossen. Es ist der bis heute einzige ungelöste Fall einer Flugzeugentführung in den USA. Und er ist so spektakulär, dass er immer wieder in Filmen, Büchern und sogar in Songs verarbeitet wurde. In einem großartigen semidokumentarischen Roman erzählt der Hamburger Schriftsteller Jens Eisel nun die Geschichte eines Gentlemans, der mit 200.000 Dollar Lösegeld tollkühn aus einem Flugzeug springt: »Cooper« (Piper).


09.03.2022 | Literatur in Hamburg
Kristine Bilkaus neuer Roman »Nebenan«

Und still schweigt das alte Haus

Kristine Bilkau
Kristine Bilkau, Foto: Thorsten Kirves
In ihrem neuen Roman zoomt Kristine Bilkau ganz nah heran an die feine Nahtstelle, an der unsere Wünsche, Träume und Hoffnungen sich in der Realität verfangen. Getragen von einem wunderbar leichten Stil, erzählt sie eine Geschichte, die gleich »Nebenan« (Luchterhand) spielt, dort, wo wir so offensichtlich wegsehen, wie sonst nirgends: in der Nachbarschaft. Schon im vergangenen Herbst wurde Kristine Bilkau für den Roman mit einem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet. »Nebenan« ist eines der literarischen Highlights der Saison.


01.03.2022 | Literatur in Hamburg
Joshua Cohens neuer Roman »Witz«

»Das berühmte Oktadekamega«

Joshua Cohen
Joshua Cohen, Foto: Adam Gong
Er ist ein Tech-Gelehrter und kennt sich glänzend in der Bibel, in der Philosophie, der Geschichte und Literatur aus. Doch Joshua Cohen, der 2015 von der Zeitschrift »Granta« zu einem der zehn besten jungen amerikanischen Autoren der Gegenwart gewählt wurde, schreibt nicht nur Romane und Erzählungen, sondern auch für Magazine und Zeitschriften, er ist der Ghostwriter von Edward Snowden und übersetzt aus dem Deutschen und Hebräischen ins Englische. Als sein Opus Magnum gilt der 2010 im Original erschienene, 900 Seiten starke Roman »Witz«. Ulrich Blumenbach hat das »Abenteuer« auf sich genommen, den Roman zu übersetzen. In diesem Frühjahr ist er nun bei Schöffling & Co. erschienen.


04.02.2022 | Literatur in Hamburg
Katharina Hagenas Buch vom Singen

Schläft ein Lied in allen Dingen

Katharina Hagena
Katharina Hagena, Foto: Jürgen Abel
Mit dem Roman »Der Geschmack von Apfelkernen«, der in 26 Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt wurde, hat Katharina Hagena 2008 ein großartiges Debüt vorgelegt. Es folgten »Vom Schlafen und Verschwinden« (2012) und »Das Geräusch des Lichts« (2016), eine grandiose kanadische Rhapsodie, die von fünf Suchenden erzählt. Im Februar erscheint nun »Herzkraft« (Arche), »Ein Buch über das Singen«. Es ist eine vielschichtige Eloge auf die vermutlich älteste und ursprünglichste musikalische Ausdrucksform des Menschen. Katharina Hagena stellt ihr Buch im Literaturhaus vor.


02.02.2022 | Literatur in Hamburg
Anselm Nefts neuer Roman »Späte Kinder«

Denken, träumen, hoffen, fürchten

Anselm Neft
Anselm Neft © Jürgen Abel
Die Versuchsanordnung ist so radikal wie alltäglich: Eine Frau erfährt, dass sie nur noch wenige Monate leben wird. Was ist jetzt zu tun? Was lässt sich noch besser, was anders machen? Und was ist, trotz aller Verzweiflung, bei noch klarem Verstand vorzubereiten? Das sind die Ausgangsfragen von Anselm Nefts neuem Roman »Späte Kinder« (Rowohlt). Er führt in eine dramatische Ausnahmesituation und zudem mitten hinein in die tiefen Abgründe einer Familiengeschichte. Dennoch ist dies ein versöhnlicher Roman mit einem bewegenden Happy End.


01.02.2021 | Literatur in Hamburg
Navid Kermanis Buch über Religion

Was wird sein, wenn nichts mehr ist?

Navid Kermani
Navid Kermani © Heike Bogenberger
Es ist eine Frage, die uns alle betrifft, und es gibt vermutlich niemanden, der sich nicht irgendwann einmal eine Meinung dazu gebildet hätte. Gleichzeitig ist es eine Frage, auf die es keine Antwort gibt, jedenfalls keine, die für sich in Anspruch nehmen könnte, letzte Gültigkeit zu besitzen. Das ist der Ausgangspunkt für den hoch poetischen Parcours, zu dem Navid Kermani mit seinem neuen Buch einlädt: »Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen« (Hanser). Es erzählt so schwärmerisch wie kenntnisreich von Gott und vom Tod, von der Liebe und der Endlichkeit, aber auch davon, was die Religionen einst hervorgebracht hat. Navid Kermani stellt das Buch erstmals zu den Lessingtagen in Hamburg vor.


06.02.2022 | Literatur in Hamburg
Antje Rávik Strubels Roman »Blaue Frau«

Gespenster ans Licht holen

Anselm Neft
Antje Rávik Strubel © Philipp von der Heydt
Schon in ihrem 2001 erschienen Roman »Unter Schnee« erzählt Antje Rávik Strubel von Adina, die in einem Dorf im tschechischen Riesengebirge als einziges Kind aufwächst. In ihren ersten Erinnerungen sieht sie sich alleine im Schnee spielend, schon früh sehnt sie sich in die Ferne. Dort ist sie in »Blaue Frau« nun angekommen, als zentrale Figur eines opulenten Ost-West- und Europaromans, der in wechselnden Perspektiven die Geschichte eines Missbrauches erzählt. Antje Rávik Strubel wurde für den mit großer »existenzieller Wucht und poetischer Präzision« (Jurybegründung) erzählten Roman mit Deutschen Buchpreis 2021 ausgezeichnet.


23.12.2021 | Literatur in Hamburg
Franz Kafka »Die Zeichnungen«

Das große Unbekannte im Werk von Franz Kafka

© The Literary Estate of Max Brod, National Library of Israel, Jerusalem, Foto: Ardon Bar Hama
Zeichnung von Franz Kafka, © The Literary Estate of Max Brod, National Library of Israel, Jerusalem, Foto: Ardon Bar Hama
Jahrzehntelang blieb jener Teil des Nachlasses von Franz Kafka im Dunkel eines Banksafes in Zürich, den sein Freund und Nachlassverwalter Max Brod schon zu seinen Lebzeiten weitervererbt hatte. Im Sommer 2019 endete ein skurriler Erbstreit dann zugunsten der israelischen Nationalbibliothek. Die Erwartungen der Fachwelt an das, was man in dem Safe finden würde, waren nicht allzu groß. Nur für das weitgehend unbekannte Skizzenheft mit Kafkas Zeichnungen, das sich in dem Konvolut befand, hatte schon Max Brod große Neugier geweckt. Jetzt sind diese Zeichnungen erstmals bei C.H Beck erschienen – der Verlag spricht von einer »Weltsensation«.


01.12.2021 | Literatur in Hamburg
Asal Dardans »Betrachtungen einer Barbarin«

Direkt, nah und mit großer Lust am Dissens

Asal Dardan
Asal Dardan, Foto: Sarah Berger
Eines der Sachbücher des Jahres 2021 ist »Betrachtungen einer Barbarin« von Asal Dardan, nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis, brillant geschrieben und oft besprochen. Es ist ein Buch, das sich leicht in den aktuellen identitätspolitischen Debatten um Zugehörigkeit und das Anderssein verorten, im Verbund mit anderen Büchern zum Thema labeln und als aktuellen Debattenbeitrag diskutieren lässt. Zum Ereignis und zum Leseerlebnis werden die zehn Essays des Bandes, weil Asal Dardan ganz persönliche und immer wieder auch intime Beobachtungen aus ihrem Leben mit politisch-gesellschaftlichen Analysen verbindet.


28.11.2021 | Literatur in Hamburg
Olli Jalonens »Die Himmelskugel«

An der Nahstelle einer neuen Zeit

Olli Jalonen
Olli Jalonen, Foto: Pekka Nieminen
Es ist ein Heldenepos, ein toller Abenteuer- und Wissenschaftsroman und eines der Lesehighlights aus dem Bücherherbst: Der finnische Schriftsteller Olli Jalonen erzählt in seinem Roman »Die Himmelskugel« (mare Verlag) aus der Perspektive eines Jungen aus einfachen Verhältnissen von einem epochalen Umbruch in der Geschichte Europas und Nordamerikas. Das Zeitalter der Aufklärung und ihre Hinwendung zu rationalem Denken, zur Urteilsinstanz der Vernunft und zu den Naturwissenschaften hat gerade begonnen. Gleichzeitig wird kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg inbrünstig wie eh und je im Namen des Glaubens gekämpft, tyrannisiert und gemordet.


18.10.2021 | Literatur in Hamburg
Bernd Brunners »Buch der Nacht«

Nachtlektüre

Bernd Brunner
Bernd Brunner, Foto: privat
Der in Berlin und Istanbul lebende Autor Bernd Brunner findet seine Themen stets an der Schnittstelle von Kultur-, Wissenschafts- und Mentalitätsgeschichte, mal vermittelt er in »Ornithomania« Staunens- und Wissenswertes aus der Welt der Vogelkunde, dann erzählt er in »Als die Winter noch Winter waren« die »Geschichte einer Jahreszeit« oder schreibt ein »Granatapfelbuch«. Zu einem grandiosen Streifzug entlang einer Himmelsrichtung hat er mit seiner Kulturgeschichte »Die Erfindung des Nordens« erst vor zwei Jahren eingeladen und taucht mit seinem neuen »Buch der Nacht« (Galiani Berlin) nun tief ein in eine Zeit, in der sich die gewohnten Koordinaten unserer Wahrnehmung verschieben.


18.10.2021 | Literatur in Hamburg
Svenja Flaßpöhlers »Sensibel«

Empfindlichkeit, Zumutbares und andere Grenzfälle

Svenja Flaßpoehler (c) Johanna Ruebel
Svenja Flaßpöhler, Foto: Johanna Ruebel
Mit jedem gesellschaftlichen Paradigmenwechsel gibt es auch Begriffe, die neu aufkommen oder ins Zentrum von Debatten rücken. Manche bezeichnen den Epochenwechsel selbst, so wie die 2020 zum »Wort des Jahres« gekürte »Corona-Pandemie«, anderes schlummert am Rande und ist dann plötzlich omnipräsent. So ist es auch bei einem Wort aus der Physik, das zum Synonym für die Abwehrkraft in der Krise wurde: Resilienz. In den Berührungspunkten von Resilienz und Empfindlichkeit sieht die Philosophin Svenja Flaßpöhler in ihrem neuen Buch »Sensibel. Über moderne Empfindlichkeit und die Grenzen des Zumutbaren« die Brücke zur Überwindung der Konflikte, die gegenwärtig die Gesellschaft spalten.


18.10.2021 | Literatur in Hamburg
Dietmar Daths »Gentzen oder: Betrunken aufräumen«

Ein Möglichkeitsraum für Zukunftsfragen

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Dietmnar Dath, Foto: Hanke Wilsmann
Einer der literarisch und intellektuell herausforderndsten Romane des Jahres ist »Gentzen oder: Betrunken aufräumen« von Dietmar Dath. Es handelt sich um einen Genre-Roman und Science-Fiction-Roman, der Gegenwart und Zukunft in einem Möglichkeitsraum miteinander verknüpft, in dem von einer Gesellschaft geträumt und erzählt wird, die wir noch nicht kennen. Der Ausgangspunkt des auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis nominierten Romans ist dabei einer der ganz großen und doch nicht sehr bekannten Mathematiker und Logiker des 20. Jahrhunderts: Gerhard Gentzen.


28.09.2021 | Literatur in Hamburg
Tanja Schwarz´ Erzählband »In neuem Licht«

Harte Tage in Wilhelmsburg

Tanja Schwarz
Tanja Schwarz, Foto: Rebecca Hoppé
Sie sind ungefähr mittelalt, sie leben ungefähr in der Mitte der Gesellschaft, sie kommen mittelprächtig klar und sind voller Sehnsucht nach einem weiteren Horizont, einem größeren Ausschnitt des Himmels, einem leichteren Hier und Jetzt. Diesen ganz alltäglichen Heldinnen aus dem liberalen, oft prekären Bürgertum gibt Tanja Schwarz in ihrem neuen Erzählband »In neuem Licht« (hanserblau) eine Stimme. Es sind einfach großartige Erzählungen, die in einer präzisen und oft hochpoetischen Sprache die ganze existenzielle Wucht und Tiefe persönlicher Krisen ausloten und dabei ganz unsentimental und ideologiefrei auch Politik und Gesellschaft in den Blick nehmen.


28.09.2021 | Literatur in Hamburg
Michael Köhlmeiers neuer Roman »Matou«

Die sieben Leben des Monsieur Matou

Michael Köhlmeier
Michael Köhlmeier, Foto: Peter Andreas Hassiepen
Es sei »die summa« seines Werkes, er habe aus allem, was er bisher gemacht habe, dafür gelernt, sagt Michael Köhlmeier von seinem neuen Roman. Und das heißt bei einem wie ihm schon etwas, schließlich umfasst allein seine Prosa über 50 Bücher, er war zudem als Hörspielautor erfolgreich, hat die »Sagen des klassischen Altertums« nacherzählt und das »Nibelungenlied«, und ist ein großer Fan und Erfinder von Märchen. Dazu passt auch das Setting von »Matou« (Hanser), in dem ein sprechender Kater auf fast tausend Seiten aus seinen sieben Leben erzählt.