Sonntag, 12.02.2023
Lesung mit Shelly Kupferberg
»Ein jüdisches Leben«
Shelly Kupferberg auf der Frankfurter Buchmesse 2022, Foto: Elena Ternovaja, Wikipedia
Isidor Geller hat es geschafft. Er lebt in einem prachtvollen Wiener Anwesen, ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund, Dandy, Kunstsammler und nach zwei gescheiterten Ehen zudem Liebhaber einer wunderschönen Sängerin. Der Weg, den er aus dem hintersten, ärmlichsten Winkel Galiziens zurückgelegt hat, war weit, er hat ihn vom Schtetl bis in die obersten Kreise Wiens geführt. Als Shelly Kupferberg mit der Recherche zu ihrem Buch begann, fragte sie sich zuerst, welche Kunst im Wiener Domizil des Urgroßonkels hing. Die Frage mündete schnell in die ganz andere Frage danach: »Was bleibt von einem Menschen übrig, wenn nichts von ihm übrigbleibt?«
Anhand von Familienbriefen und Fotos, alten Dokumenten und Archivfunden zeichnet sie die Konturen eines erstaunlichen Werdegangs und rasanten gesellschaftlichen Aufstiegs nach. Isidor Geller war ein Macher und ein Lebemann, der den Luxus, die Kunst und besonders die Oper liebte. Auf ihrer Spurensuche, die sie von Ostgalizien nach Wien, von Budapest nach Hollywood und Tel Aviv führt, stößt Shelly Kupferberg auf unzählige Geschichten: aufregende, verblüffende, komische und immer wieder tragische. Geblieben ist der Familie von dem schillernden Onkel am Ende ein »Silberbesteckkasten samt Inhalt für 24 Personen«, der an die vielen Bankette erinnert, die er einst in Wien gab – überzeugt davon, dass »ihm inmitten der guten Wiener Gesellschaft keiner etwas anhaben konnte«.
Heine-Haus, Elbchaussee 31, 11.30 Uhr, € 10,–/3,–
Lesung
»Der Fall Anna S.«
Angelika Ebbinghaus liest aus ihrem Buch über eine Dreiecksbeziehung, die tödlich endet. Sie beruht auf einer wahren Begebenheit in Franken im Jahr 1835. Moderation: Martina de Ridder.Literaturzentrum im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 17.00 Uhr, € 7,–/5,–
Lessingtage 2023
»Lange Nacht der Weltreligionen«
Diskussionsrunden, Musik und Texte aus der Religion, Philosophie, Wissenschaft und Literatur, all das verbindet eine lange Nacht zu den Lessingtagen, bei der in diesem Jahr die »Freiheit der Andersdenkenden – Religionen, Gewalt und Toleranz« im Fokus stehen wird. Das Thema hat einen aktuellen Hintergrund: Der Schriftsteller Salman Rushdie wurde von einem Dschihadisten niedergestochen, die junge Kurdin Jina Mahsa Amini wurde von der Moralpolizei in Teheran festgenommen, weil ihr Kopftuch angeblich zu locker gebunden war, der Moskauer Patriarch Kirill gab seinen Segen für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Moderation: Christiane Florin, Deutschlandfunk.Akademie der Weltreligionen, Universität Hamburg und Deutschlandfunk im Thalia Theater, Alstertor 1, 18.00 bis ca. 21.30 Uhr, € 7,– bis 31,–
Buchpräsentation und Gespräch
»Mutlose Mädchen«
Der Kinder- und Jugendpsychiater Michael Schulte-Markwort präsentiert im Gespräch mit Axel Schneider, Intendant des Altonaer Theaters, und Pastor Frank Howaldt sein Buch über die psychischen Belastungen von Mädchen und zeigt Lösungsansätze, die Eltern und Töchtern helfen, Mut zu schöpfen und neue Wege einzuschlagen.Café Oelsner im Altonaer Theater, Museumstr. 17, 18.00 Uhr
Lesung
»Salon Arsenalna«
Der deutsch-ukranische Literatursalon widmet sich in seiner dritten Ausgabe Lessia Ukrajinka, der wichtigsten Autorin der klassischen ukrainischen Literatur. Die Feministin und Kosmopolitin kämpfte gegen das Verbot der ukrainischen Sprache durch das russische Zarenreich und für eine westliche Orientierung der Ukraine.Theaterkeller im Deutschen Schauspielhaus, Kirchenallee 39, 20.15 Uhr, € 12,–/7,–
Poetry Slam
Queer Poetry Slam
Beim Queer Poetry Slam finden auf der Bühne alle zusammen, die sich als queer identifizieren, in der LGBTQI+ Community zu Hause sind oder sich mit dem Regenbogen wohlfühlen. Lineup: Sovia Szymula, Luise Komma Klar, Jan Windischm, Volker Surmann. Feature: Coremy. Moderation: Christian Ritter.Kampnagel, Jarrestraße 20, 20.00 Uhr, € 20,–
Poetry Slam für Kinder
»Wortmonster«
Poetry Slam für Kinder. Empfohlen für von 7 bis 12 Jahren und für Opa, Oma, Papa, Mama, Bruder, Schwester, Lehrer und Lehrerinnen. Moderation: Mona Harry.Ernst-Deutsch-Theater, Friedrich-Schütter-Platz 1, 15.00 Uhr, € 15,–/7.50
Buchdruckwerkstatt
»Bleisatz und Buchdruck im Wandel der Zeit«
In der Buchdruckwerkstatt des Museums der Arbeit lüften Mitarbeiter des Museums oder ehemalige Setzer und Drucker die Geheimnisse der »Schwarzen Kunst«.? Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 14.00 bis 15.00 Uhr, Museumseintritt, https://shmh.de
Marionettentheater«
»Der Kaiser und die Nachtigall«
Der Marionettenspieler Thomas Zürn und die Musikerin Diana Skoda präsentierten Hans Christian Andersens berühmtes Märchen von der Nachtigall in einem Marionettenspiel mit eigens für die Inszenierung komponierter Musik von Christine Brückner. Für Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren.Der Gesang einer kleinen unscheinbaren Nachtigall rührt den großen Kaiser von China zu Tränen, und er wünscht sich, dass der kleine Vogel für immer bei ihm bleibt. Doch die Begeisterung über ein Geschenk, eine künstliche Nachtigall, einen prächtigen, über und über mit Gold und Edelsteinen verzierten Automaten, lässt den Kaiser die echte Nachtigall bald schon vergessen. Derart gekränkt verlässt sie den Kaiser.
Als ein irreparabler mechanischer Schaden den Kunstvogel für immer zum Verstummen bringt, wird der Kaiser über der eingekehrten Stille sterbenskrank. Unerwartet erscheint die Nachtigall. Mit Ihrem Gesang vertreibt sie den Tod vom Bett des sterbenden Kaisers und führt ihn aus großer Einsamkeit zurück ins Leben.
Jenisch Haus, Baron-Voght-Straße 50, 15.00 Uhr, € 18,–/12,–, Reservierung Marionettentheater Thomas Zürn, Tel. 040 42 90 73 82, zuern@)marionetten-spieler.de
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