Mittwoch, 23.11.2022
Deutsche Buchpremiere mit Chelsea Manning
»README.txt – Meine Geschichte«
Chelsea Manning", Foto: Matt Barnes
Im Jahr 2010 veröffentlichte Chelsea Manning geheime Militärdokumente, die sie als Geheimdienstanalystin für die US-Armee im Irak auf der Speicherkarte ihrer Digitalkamera herausgeschmuggelt hatte. Die Armee klagte sie in zweiundzwanzig Punkten im Zusammenhang mit dem unerlaubten Besitz und der Verbreitung von geheimen Dokumenten an, und sie wurde zu fünfunddreißig Jahren Militärgefängnis verurteilt. Am Tag nach ihrer Verurteilung erklärte Manning ihre Geschlechtsidentität als Frau und begann die Transition. Im Jahr 2017 verkürzte Präsident Barack Obama ihre Haftstrafe, und Chelsea Manning wurde aus dem Gefängnis entlassen.
In ihren Erinnerungen erzählt sie von ihrem Einsatz für größere institutionelle Transparenz und Rechenschaftspflichten der Regierung und von ihrem Kampf um ihre Rechte als Transfrau. Sie schildert ihre schwierige Kindheit, ihre Kämpfe als Heranwachsende, was sie dazu brachte, dem Militär beizutreten, und beschreibt den unbändigen Stolz, den sie auf ihre Arbeit hatte. Wir erfahren bisher unbekannte Details, wie und warum sie die Entscheidung traf, geheime Militärdokumente an WikiLeaks zu schicken, und welche Folgen ihr Handeln für sie hatte.
Die ZEIT im resonanzraum St.Pauli, Feldstr. 66, Paul-Dessau-Str. 2, 20.00 Uhr, € 12,–/9,–, Tickets gibt es vor Ort, der Livestream ist kostenlos
Jüdischer Salon
Ein Abend über Danilo Kiš
Bettina Kaibach stellt das Werk des 1989 in Paris verstorbenen Danilo Kiš vor, der als einer der größten Autoren des untergegangenen Jugoslawiens gilt. Aus dem Werk von Danilo Kiš liest Stephan Schad. Moderation: Brigitte van Kann. Gastgeberin des Abends ist Barbara Guggenheim.Das massenhafte Verschwinden von Menschen in den totalitären Systemen des Nationalsozialismus und Stalinismus bildete für Kiš den Kern seines Schaffens, das bei allem Schrecken immer wieder Momente von großer Schönheit enthält. Vor allem aber rang Kiš wie kaum ein anderer um eine künstlerische Form, die dem Leiden der Opfer gerecht wird. Danilo Kiš wurde 1935 im serbischen Subotica geboren, als Sohn einer serbisch-orthodoxen Mutter und eines ungarischen Juden, der in Auschwitz umkam. Die „beunruhigende Andersheit“, als die Kiš in den Jahren der Verfolgung seine jüdische Herkunft erfuhr, zieht sich als Grundton durch sein Werk und mündet in eine bedingungslose Kritik gegenüber jeder Form von Nationalismus und Ideologie.
Jüdischer Salon am Grindel, Literaturzentrum Hamburg im Warburg-Haus, Heilwigstr. 116, 19.30 Uhr, € 12,–/8, –
Literatur im Gespräch
»Bücher meines Lebens«
Die Autorin und Biologin Jasmin Schreiber spricht über die Bücher ihres Lebens – von den Büchern ihrer Kindheit bis zu ihrem Bestseller „Marianengraben“. Es geht um die Bücher, die sie in den verschiedenen Phasen ihres Lebens begleitet haben, über ihre Bedeutung und über die Einflüsse, die die Bücher auf ihr Leben hatten.Oetinger Kulturdeck, Max-Brauer-Allee 34, 19.00 Uhr, € 12,– (Early Bird)
Lesung mit Jacinta Nandi
»50 Ways to Leave Your Ehemann«
Die britische Autorin Jacinta Nandi lebt seit 22 Jahren in Berlin. In ihrem neuen Buch »50 Ways to Leave Your Ehemann« (Edition Nautilus) schreibt sie über Slutshaming und Mitleid, Rechtfertigungsdruck und Doppelstandards gegenüber Alleinerziehenden. Was muss sich verändern, damit keine Frau mehr gezwungen ist, in einer Beziehung zu bleiben, die sie nicht will? Jacinta Nandi stellt ihr Buch auf Kampnagel vor. Die Lesung wird moderiert von Marlen Hobrack.Sie hat es getan: »Die schlechteste Hausfrau der Welt« (Edition Nautilus) hat ihren Mann verlassen und ist mit ihren beiden Kindern in eine eigene Wohnung gezogen – oder wie sie sagt: Sie wurde weggentrifiziert nach Lichtenrade. Obwohl sie wusste, auch als Alleinerziehende ist die Welt alles andere als in Ordnung. Das beginnt schon damit, dass es für ganz normale Mütter mit ganz normal wenig Geld verdammt schwer ist, ihren Mann zu verlassen. Und das ist kein Zufall, denn Frauen, Mütter, sollen nicht frei sein. Und wenn sie sich doch ihre Freiheit erkämpfen, sollen sie einen hohen Preis dafür bezahlen.
Kampnagel, Jarrestr. 20, 20.00 Uhr
Lesung
»Schlesenburg«
Paul Bokowski liest aus seinem Debütroman.Centralkomitee Hamburg, Steindamm 45, 20.00 Uhr, € 16,75
Lesung
»Zwischen Marx und Rothschild«
Vortrag von Christian Hecker über »Heinrich Heines Überlegungen zur Finanzfrage«.Heine-Haus, Elbchaussee 31, 19.00 Uhr, € 10,–
Poetry Slam
Diary Slam
»Seelenpein« und »Hochgefühle«, »Liebesschwüre« und »Selbstmordgedanken« von »wildfremden Menschen«, all das und noch viel mehr steht auf dem Programm des Tagebuch-Slams.Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36, 20.00 Uhr, € 7,–, wer auf die Bühne möchte, meldet sich hier: mail(at)diaryslam.de.
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