Dienstag, 16.04.2024
Lesung mit Ronya Othmann
Ferman 74
Ronya Othmann, Foto: Paula Winkler
Schon ihrem Roman »Die Sommer«, für den sie 2020 mit dem Mara-Cassens-Preis des Hamburger Literaturhauses für den besten deutschsprachigen Debütroman ausgezeichnet wurde, hat sie voller Zärtlichkeit und Wut über das Leben zwischen zwei Welten erzählt. In diesem Frühjahr knüpft Ronya Othmann mit ihrem zweiten Roman »Vierundsiebzig« (Rowohlt) daran an. Bereits 2019 hat sie für das Auftaktkapitel den Publikumspreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt gewonnen. Der Roman erzählt vom Genozid an den Jesiden 2014 und ist ein Zeitzeugnis von internationaler Relevanz im Stil einer Reportage.
Wie schreibt, wie spricht, wie erzählt man über einen Genozid? Ronya Othman macht gleich zum Auftakt von »Vierundsiebzig« deutlich, dass sie von etwas erzählt, »wofür wir keine Worte haben«. Und doch ist es möglich von dem »Ferman«, so nennen die Jesiden (in der Eigenbezeichnung Eziden oder Êzîden) die an ihnen verübte systematische Verfolgung und Ermordung, zu erzählen, auch wenn »die Sprachlosigkeit« den Text strukturiert. Die Zahl »Vierundziebzig«, die dem Roman den Titel gegeben hat, leitet sich aus der Zählung der Massaker ab, denen die Volksgruppe und Religionsgemeinschaft der Jesiden seit der Zeit des Osmanischen Reichs ausgesetzt waren. Begonnen hat der Ferman 74 am 3. August 2014 mit dem Überfall fanatischer Anhänger des Islamischen Staats auf das Dorf Kotscho. Ronya Othman, die 1993 als Tochter einer deutschen Mutter und eines kurdisch-jesidischen Vaters in München geboren wurde, erzählt von dem Genozid in Form einer Reportagereise zu den Tatorten. Sie ist in die Camps und an die Frontlinien gereist, hat Verwandte und Betroffene besucht, Bilder und Berichte mit ihrer eigenen Geschichte verbunden, mit ihrem Leben als Journalistin und Autorin in Deutschland, wo heute die größte Diaspora der Jesiden lebt. Ihnen hat Ronya Othmann mit ihrem Buch eine Stimme gegeben.
HIGH VOLTAGE – Frühjahrslesetage im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 12,–/8,–/Streaming € 6,–
Lesung mit Wolfgang Hegewald
»Senf zum Dessert – Fast ein Heimatroman«
Wolfgang Hegewald, Foto: privat
Freie Akademie der Künste, Klosterwall 23, 19.00 Uhr, € 10,–/7,–
Lesung
»Marconi und der tote Krabbenfischer«
Daniele Palu präsentiert seinen neuen Krimi. Moderation: Frank Menden.stories! Die Buchhandlung, Straßenbahnring 17, 19.30 Uhr, € 10,–
Jüdischer Salon
»Aus eigener Sicht«
Der Historiker Robert Mueller-Stahl präsentiert Auszüge aus seinen Forschungen über »Private Fotografien deutsch-jüdischer Familien aus den 1930er Jahren«. Gastgeberin des Abends ist Kristina Omelchenko.Jüdischer Salon im Tonali Saal, Kleiner Kielort 3-5, 19.30 Uhr, € 12,–/8,–/5,–
Lesung
»Großonkel Pauls Geigenbogen«
Lesung und Gespräch mit Alexandra Senfft und Peter Franke.In »Großonkel Pauls Geigenbogen« erzählt der Musiker, Bürgerrechtler und Politiker Romeo Franz gemeinsam mit Alexandra Senfft über das Leben seiner Familie vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute und schafft damit eine Chronik der größten europäischen Minderheit, deren Diskriminierung und Verfolgung für viele bis heute unbekannt ist. Romeo Franz‘ »Familiengeschichte eines preußischen Sinto« zeugt von Widerstand, Zusammenhalt, Erfolg und Resilienz und wirbt für eine vielfältige Gesellschaft, die sich stark gegen rechts macht.
Buchladen an der Osterstraße, Osterstr. 171, 20.00 Uhr
Lesung
»Märchen vom Dach der Welt«
Angelika Rischer und Birgit Ziermann erzählen Märchen aus Tibet.Kulturklinker Barmbek, Lorichsstr. 28a, 19.30 Uhr, € 5,–/4,–
Poetry Slam
»Jägerschlacht«
Offener Poetry Slam. Lesezeit: 5 Minuten. Lesen kann, wer sich kurz vor der Veranstaltung in die Leseliste eintragen lässt. Moderation: Anna Bartling.Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36, 20.00 Uhr, € 6,–
Aktuelle Buchempfehlungen
Dana Grigorceas neuer Roman »Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen«
Man hört ihn fliegen
Dana Grigorcea, Foto: Mardiana Sani
Es geht um eine weitreichende Frage, die glücklicherweise von einem konkreten Gegenstand aufgeworfen wird, einer golden schimmernden Bronze, hoch aufschießend, mit einem lang gestreckten, geschwungenen Korpus. »Vogel im Raum« nennt der Bildhauer Constantin Brâncusi die 1926 entstandene Skulptur. In einem Gerichtsverfahren »Brâncusi vs. USA« wird 1927 verhandelt, ob es sich hier um einen Kunst- oder einen Gebrauchsgegenstand handelt. In ihrem neuen Roman »Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen« erzählt Dana Grigorcea von dem Prozess, der Rechts- und Kunstgeschichte schrieb und verknüpft Episoden aus dem Leben des Bildhauers im New York der 20er Jahre mit der Geschichte einer Schriftstellerin in der Gegenwart.
Deniz Ohdes neuer Roman »Ich stelle mich schlafend«
Von einem alten Geist berührt
Deniz Ohde, Foto: Börge Meyn, Suhrkamp Verlag
Gerbrand Bakkers Roman »Der Sohn des Friseurs«
Der Friseur, sein Vater, sein Liebhaber und ihr Salon
Gerbrand Bakker, Foto: Gerbrand Bakker/A Quattro Mani/Suhrkamp Verlag
Ronya Othmanns Buch »Vierundsiebzig«
Ferman 74
Deniz Ohde, Foto: Börge Meyn, Suhrkamp Verlag
Barbara Kingsolvers Roman »David Copperhead«
Der Dämon der Appalchen
Barbara Kingsover, Foto: Evan Kafka
Nicole Seiferts Buch »Einige Herren sagten etwas dazu«
Vorgelesen, gerupft worden und fallen gelassen
Nicole Seifert, Foto: Katja Scholtz
John Nivens Memoir über seinen Bruder
»O Brother«
John Niven, Foto: Erik Weiss
Iris Wolffs neuer Roman »Lichtungen«
Countdown einer Liebe
Iris Wolff, Foto: Maximilian Goedecke
Uwe Timms Lebensbuch »Alle meine Geister«
Die Kunst des Auslassens
Uwe Timm, Foto: Lena Ternovaja
Anja Marschals historischer Roman »Als der Sturm kam«
»Als der Sturm kam«
Anja Marschall, Foto: Frauke Ibs
Martin Doerrys deutsch-jüdische Familiengeschichte
»Lillis Tochter«
Martin Doerry, Foto: privat
Alice Hasters neues Buch »Identitätskrise«
Plädoyer für eine neues Wir
Alice Hasters, Foto: Paula Winkler
Erika Freeman und Dirk Stermann
»Zweifeln immer, verzweifeln nimmer«
Dirk Stermann und Erika Freeman, Foto: Ingo Pertramer
Florian Illies Buch über Caspar David Friedrich
Sehnuschtsmond im Nebelland
Caspar David Friedrich: Winterlandschaft, 1811, Foto: Staatliches Museum Schwerin
Jasmin Schreibers Roman »Endling«
Die letzte ihrer Art
Jasmin Schreiber, Foto: privat
Jarka Kubsovas Roman »Marschlande«
Eine Alte Geschichte in neuem Licht
Jarka Kubsova, Foto: Christoph Niemann
Mirko Bonnés neuer Roman
Wenn die Tage plötzlich wieder zählen
Mirko Bonné, Foto: Beowulf Sheehan
Jeannette Walls Roman »Vom Himmel die Sterne«
Die Rum-running Queen von Claiborne County
Jeannette Walls, Foto: John Taylor
Louise Kennedys Roman »Übertretung«
Gegen jede Vernunft
Louise Kennedy, Foto: privat
Helge Timmerbergs »Joint Adventure«
Auf Drogentrip mit Helge
Helge Timmerberg, Foto: Frank Taurit
Rachel Yoders Roman »Nightbitch«
Ein ganz anderer Mensch
Rachel Yoder, Foto: Nathan Biehl
Terézia Moras neuer Roman
»Muna oder Die Hälfte des Lebens«
Terézia Mora , Foto: Antje Berghäuser
Tanja Schwarz´ neuer Roman »Vaters Stimme«
Ein Basso continuo für das schwankende Selbst
Tanja Schwarz, Foto: Rebecca Hoppé
Johanna Sebauers Romandebüt »Nincshof«
Der Königsweg in die Freiheit
Johanna Sebauer, Foto: Birte Filmer
Robert Seethalers Roman »Das Café ohne Namen«
Ein Platzerl im Leben
Robert Seethaler, Foto: Urban Zintelr
Marica Bodrožics »Die Arbeit der Vögel«
Das größere Gedächtnis
Marica Bodrožic, Foto: Peter von Felbert
Ella Carina Werners Erzählband »Man kann auch ohne Kinder keine Karriere machen«
So super, diese Frau Werner
Ella Carina Werner, Foto: Julia Schwendner
T.C. Boyles »Blue Skies«
Der Countdown läuft
T.C. Boyle, Foto: Jamieson Fry
Helga Schuberts »Der heutige Tag«
Die weiten blauen Fernen
Helga Schubert, Foto: Renate von Mangold
Clemens Setz neuer Roman »Monde vor der Landung«
Den »Windmühlen-Vorteil« nutzen
Clemens Setz, Foto: Max Zerrahn
Der neue Roman von A.L. Kennedy
»Als lebten wir in einem barmherzigen Land«
A.L. Kennedy, Foto: Robin Niedojadlo
Kim de l’Horizons »Blutbuch«
Ein Zuhause in der Sprache finden
Kim de l´Horizon, Foto: Anne Morgenstern
Die 18. Ausgabe des Hamburger Literaturjahrbuchs ZIEGEL
Ein Hingucker in Pink
So leuchtend hat sich das Hamburger Literaturjahrbuch ZIEGEL bisher noch nie gezeigt. Die 18. Ausgabe der beliebten Anthologie ist jedoch nicht nur ein Hingucker in Pink, sondern präsentiert auch ein vielschichtiges Best-of mit Erzählungen, Gedichten, Auszügen aus Romanen, Theaterstücken und Comics aus der Hamburger Literatur der letzten zwei Jahre. »Es ist zwar ein schweres Buch«, schwärmte das NDR Hamburg Journal, »aber es liest sich federleicht«.
Matthias Polityckis neuer Roman »Alles wird gut«
Eine Liebe in Afrika
Matthias Politycki, Foto: Heribert Corn
Katrin Seddigs neuer Roman »Nadine«
Den Ausweg finden
Katrin Seddig, Foto: Bruno Seddig
Michael Köhlmeiers neuer Roman »Frankie«
So ein ganz schlauer
Michael Köhlmeier, Foto: Peter-Andreas Hassiepen