Dienstag, 02.05.2023


Jüdischer Salon

»Die Weltgeschichte des rasenden Reporters«

Christian Buckard
Christian Buckard, Foto: Andreas Hornoff
Er gilt als einer der bedeutendsten Reporter in der Geschichte des Journalismus und Vater der modernen Reportage in deutscher Sprache: Egon Erwin Kisch (1885–1948), Prager Jude, Kommunist und Freund Franz Kafkas und Max Brods. Er schrieb über die kleinen Leute in den großen Städten, über das Abenteuer des Alltags und den Alltag in Krieg und Revolution. Billy Wilder will seine Reportagen nicht nur »verschlungen«, sondern sogar »auswendig gelernt« haben und Bert Brecht war der Meinung, dass man sich »mit einem Fünftel seines Talents einen Nobelpreis zusammenschmieren kann«. In diesem Frühjahr hat der Autor und Journalist Christian Buckard nun eine Biografie über Egon Erwin Kisch vorgelegt. In den Kammerspielen stellt er das Buch über das bewegte Leben des »rasenden Reporters« vor, der in jedem Kaffeehaus der Welt zu Hause schien, doch fern der Heimat immer nur von Prag träumte. Moderation und Gespräch: Ilanit Spinner. Gastgeber des Abends ist Sebastian Schirrmeister.

Jüdischer Salon in den Hamburger Kammerspielen, Hartungstr. 9-11, 19.30 Uhr, € 12,–/8,–/5,–


Lesung

»Als mir die Welt gehörte«

Buchpremiere mit Bastian Kresser.

Buchhandlung Felix Jud, Neuer Wall 33, 19.00 Uhr, € 15,–


Buchpräsentation

»Bella ciao. Auf den Spuren eines Partisanenliedes«

»Bella ciao« ist ein weltweit bekanntes Lied. In Italien wird es jedes Jahr zum 25. April gesungen, dem Jahrestag der Befreiung von der deutschen Besatzung und dem Mussolini-Regime. Yves Montand und Milva sangen es, die chilenische Gruppe Quilapayun und der Chor der Roten Armee, Hannes Wader und Zupfgeigenhansel. Gesungen wurde es auch weltweit bei Demonstrationen, von Buenos Aires über Istanbul bis nach Teheran.

Im B-Movie stellt Andreas Löhrer sein im Verlag Edition AV erschienenes Buch über das Partisanenlied vor und erzählt, untermalt mit Musikbeispielen, von der Entstehungsgeschichte. Moderation: Ulrike Schimming.

B-Movie, Brigittenstr. 5, 20 Uhr, Eintritt: € 4,– bis 8,–


Vortrag, Lesung und Gespräch

Schmerzgrenze – Die Übersetzung von Gewalt in Theatertexten

Dem Theaterpublikum ist es oft nicht bewusst: Ein großer Teil der Inszenierungen an deutschsprachigen Bühnen basiert auf Übersetzungen. Wer hauptberuflich Theatertexte übersetzt, kennt die Themen, die das zeitgenössische Theater beherrschen. Sehr viele dieser Texte befassen sich mit Gewalt, sind von Gewalt durchzogen, machen Gewaltszenarien auf oder beschreiben ihre Auswirkung. Gewalt in den verschiedensten Ausprägungen: Krieg, Terror, Flucht, Migration, organisierte Kriminalität, häusliche Gewalt, Femizid.

Was bedeutet es, solche Texte für das Theater zu übersetzen? Darüber sprechen Henning Bochert, Sabine Heymann und Corinna Popp mit Annette Kopetzki. Sie übersetzen aus drei verschiedenen Sprachen – Englisch, Italienisch und Französisch – und sprechen über die Darstellung von Gewalt in Texten und auf der Bühne. Wie wird Gewalt in literarischen Texten/Theaterstücken, dargestellt? Hat die Inszenierung von Gewalt aktuell Konjunktur? Welche Schwierigkeiten bringt das beim Übersetzen mit sich und inwieweit hilft uns die Literatur, mit Gewalt umzugehen? In Lesungen kurzer Textausschnitte werden Beispiele vorgestellt und Einblicke in die Übersetzungswerkstatt gegeben: Wie übersetzt man Gewalt? Wie lässt sich Gewalt sprachlich so fassen und auf der Bühne darstellen, dass sie nicht künstlich oder harmlos wirkt? Ist das Theater die richtige Bühne für Gewalt oder ist nicht vielleicht der Film das viel wirksamere Medium?

Deutsches Schauspielhaus, Kirchenallee 39, Marmorsaal, 19.30 Uhr, Eintritt frei


Buchpräsentation

»Exil – Literarische Wortmeldungen«

Die Herausgeber Ulrich Faure und Peter Graf stellen ihre Anthologie deutschsprachiger Exilliteratur aus deutschsprachigen Zeitschriften 1933 bis 1950 vor.

»Tage des Exils« im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 12,–/8,–, Streaming € 6,–


Lesung

»Texte auf halbem Weg zu einem Verlag«

Gudrun Hammer liest aus ihrer Novelle »Paul oder: Besuche in der Bilderkammer«, Susanne Bienwald stellt ihren neuen Roman »Fünfhundert Gramm Glück« vor.

Literaturzentrum im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 8,–/6,–


Ausstellungseröffnung und Lesung

»Die Pflanzenjäger«

Zur Eröffnung einer Ausstellung mit Blumenbildern von Hanna Knirsch liest Renate Hücking aus ihrem Buch über die Suche nach paradiesischen Pflanzen in fernen Welten.

Pape2 Kaffeehaus, Hoheluftchaussee 51, 19.30 Uhr (Lesung), 18.30 Uhr (Vernissage), Eintritt frei


Aktuelle Buchempfehlungen


01.05.2023 | Literatur in Hamburg
Clemens Setz neuer Roman »Monde vor der Landung«

Den »Windmühlen-Vorteil« nutzen

Clemens Setz
Clemens Setz, Foto: Max Zerrahn
Vor zwei Jahren wurde Clemens J. Setz mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet, und es ist nur der Gipfel all der Preise, mit denen der Grazer Schriftsteller schon geehrt wurde. Dabei ist seine Literatur im besten Sinn exzentrisch, gleichzeitig gegenwärtig, hochpoetisch und verspielt. Mit künstlich erschaffenen Sprachen setzt er sich in »Die Bienen und das Unsichtbare« (2020) auseinander, ein »Gespräch ohne Autor« inszeniert er in »Bot« (2018), und sein neuer Roman »Monde vor der Landung« (Suhrkamp) erzählt die Geschichte eines Querdenkertums »avant la lettre«, wie der Verlag ankündigt, die aktueller kaum sein könnte. Es ist die Rekonstruktion der Biografie einer historischen Figur, akribisch recherchiert und literarisch meisterhaft ausgeleuchtet.


01.05.2023 | Literatur in Hamburg
Der neue Roman von A.L. Kennedy

»Als lebten wir in einem barmherzigen Land«

A.L. Kennedy
A.L. Kennedy, Foto: Robin Niedojadlo
Die im schottischen Dundee geborene Alison Louise Kennedy gilt als einer der brillantesten Köpfe der Gegenwart, ist eine der wichtigsten Schriftstellerinnen Großbritanniens und wurde für ihre Romane und Erzählbände vielfach ausgezeichnet. In Deutschland wird sie mit nahezu jedem ihrer Bücher gefeiert und hat ein großes Publikum. Ihr neuer Roman »Als lebten wir in einem barmherzigen Land« feiert seine »Weltpremiere« in diesem Frühjahr in der deutschen Übersetzung von Susanne Höbel und Ingo Herzke, der das Werk von Kennedy seit vielen Jahren begleitet. Es sei ein »Meisterwerk der moralischen Beunruhigung« heißt es beim Hanser Verlag.


01.05.2023 | Literatur in Hamburg
Kim de l’Horizons »Blutbuch«

Ein Zuhause in der Sprache finden

Kim De l Horizon
Kim de l´Horizon, Foto: Anne Morgenstern
Es war ein Triumphzug, mit dem Kim de l’Horizon die literarische Welt im vergangenen Jahr aufmischte. Zuerst wurde der Debütroman »Blutbuch« mit dem Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung ausgezeichnet, es folgte der Deutsche Buchpreis und dann auch noch der Schweizer Buchpreis. Als Geburtsjahr steht in de l’Horizons fiktiver Biografie das Jahr 2066 und als Ausbildung das Studium des »Literarischen Weinens und der Hexerei bei Starhawk«. Tatsächlich gehört das ebenso zu den Selbstfindungen einer öffentlichen Kunstfigur wie der Name Kim de l’Horizon. Das »Blutbuch« ist jedoch ein autobiografischer Text, er erzählt formal und stilistisch meisterhaft von der Suche nach Anknüpfungspunkten in der eigenen Familie und einer Sprache für queere Identität. Kim de l’Horizon stellt seinen Roman auf Kampnagel vor.


28.03.2023 | Literatur in Hamburg
Die 18. Ausgabe des Hamburger Literaturjahrbuchs ZIEGEL

Ein Hingucker in Pink

Hamburger ZIEGEL
So leuchtend hat sich das Hamburger Literaturjahrbuch ZIEGEL bisher noch nie gezeigt. Die 18. Ausgabe der beliebten Anthologie ist jedoch nicht nur ein Hingucker in Pink, sondern präsentiert auch ein vielschichtiges Best-of mit Erzählungen, Gedichten, Auszügen aus Romanen, Theaterstücken und Comics aus der Hamburger Literatur der letzten zwei Jahre. »Es ist zwar ein schweres Buch«, schwärmte das NDR Hamburg Journal, »aber es liest sich federleicht«.


28.03.2023 | Literatur in Hamburg
Matthias Polityckis neuer Roman »Alles wird gut«

Eine Liebe in Afrika

Hamburger ZIEGEL
Matthias Politycki, Foto: Heribert Corn
Er ist ein Autor, der vor Konflikten nicht zurückschreckt, einer, der sich einmischt und Stellung bezieht. Zuletzt hat er »den deutschen Debattensumpf« mit dem Essayband »Abschied von Deutschland« ausgeleuchtet, aber auch seine Romane zielen mitten hinein in die Gemengelage gegenwärtiger Empfindsamkeiten. Von einer Männerfreundschaft über tiefe weltanschauliche Gräben hinweg handelt die grandios erzählte Komödie »Das kann uns keiner nehmen« (2020). Ausgangszenario ist eine Reise in Afrika, so wie auch in seinem neuen Roman, dem das freundliche Versprechen vorauseilt: »Alles wird gut« (Hoffmann und Campe) und der doch die »Chronik eines vermeidbaren Todes« erzählt.


28.03.2023 | Literatur in Hamburg
Katrin Seddigs neuer Roman »Nadine«

Den Ausweg finden

Katrin Seddig
Katrin Seddig, Foto: Bruno Seddig
Die Hamburger Schriftstellerin Katrin Seddig ist eine so kluge wie mitreißende Erzählerin. Zuletzt hat sie mit ihrem Roman »Sicherheitszone« (2020) in der radikalen Ausnahmesituation des G20-Gipfels einen unbefangenen Blick in die erschütterbare Mitte der Gesellschaft geworfen und wurde dafür mit dem Hamburger Literaturpreis und kurz darauf mit Hubert-Fichte-Preis ausgezeichnet. In ihrem neuen Roman »Nadine« (Rowohlt Berlin) erzählt sie die Geschichte der Selbstermächtigung einer Frau. Sie beginnt mit einer furchtbaren Nachricht.


28.03.2023 | Literatur in Hamburg
Michael Köhlmeiers neuer Roman »Frankie«

So ein ganz schlauer

Michael Köhlmeier
Michael Köhlmeier, Foto: Peter-Andreas Hassiepen
Seine Prosa umfasst über 50 Bücher, er war zudem als Hörspielautor erfolgreich, hat die »Sagen des klassischen Altertums« nacherzählt und das »Nibelungenlied«, und ist ein großer Fan und Erfinder von Märchen. Nach seinem Opus Magnum »Matou«, in dem er auf tausend Seiten aus den sieben Leben eines Katers erzählt, ist Michael Köhlmeier mit seinem Coming-of-Age-Roman »Frankie« nun auf einem eher überschaubaren Spielfeld unterwegs. Doch es geht um ein universelles Thema, das am Beispiel eines Großvaters ausbuchstabiert wird, der gerade aus dem Knast entlassen wurde, und seines Enkelsohns. Es ist eine ziemlich böse Geschichte.


28.03.2023 | Literatur in Hamburg
Virginie Despentes Roman »Liebes Arschloch«

»Du bist wie eine Taube«

Hamburger ZIEGEL
Virginie Despentes, Foto: JF PAGAn
Bekannt wurde Virginie Despentes als Autorin der »Skandalbücher« »Baise-moi – Fick mich« und »King Kong Theorie«. Spätestens mit ihren Vernon-Subutex-Romanen hat sie sich in den Olymp der zeitgenössischen französischen Literatur geschrieben. Als im letzten Herbst dann in Frankreich ihr neuer Roman »Cher Connard« erschien, stand sie monatelang im Zentrum einer aufgeregten Debatte. Jetzt ist der Roman unter dem Titel »Liebes Arschloch« (Kiepenheuer & Witsch) auch in einer deutschen Übersetzung von Ina Kronenberger und Tatjana Michaelis erschienen. Es ist ein höchst unterhaltsamer E-Mail-Roman über #MeToo und Social Media, Drogen, Machtmissbrauch und Feminismus.


28.02.2023 | Literatur in Hamburg
Magdalena Saigers Debüt »Was ihr nicht seht«

Und dann steht da ein Hirsch

Magdalena Saiger
Magdalena Saiger, Foto: Andreas Hornoff
Es geht um etwas, das aus sich selbst heraus strahlt, das echt ist, wahr und darin unanfechtbar bleibt. Aber kann es das überhaupt geben oder ist es doch immer nur ein Ideal? In ihrem hochpoetischen, feinsinnig konstruierten und gleichzeitig sehr unterhaltenden Romandebüt »Was ihr nicht seht oder die absolute Nutzlosigkeit des Mondes« (Edition Nautilus) erzählt Magdalena Saiger von einem, der auszieht, ein ideales Kunstwerk zu schaffen. Es ist die Geschichte eines künstlerischen Amoklaufs. Für einen Auszug aus dem Manuskript wurde Magdalena Saiger 2020 mit einem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet.


28.02.2023 | Literatur in Hamburg
Raphaela Edelbauers neuer Roman

»Man nennt sie: Inkommensurable«

Raphaela Edelbauer
Raphaela Edelbauer, Foto: Apollonia Bitzan
In ihrem neuen Roman »Die Inkommensurablen« führt Raphaela Edelbauer an einen Kipppunkt des 20. Jahrhunderts. Es ist der 30. Juli 1914, und die pulsierende Weltmetropole Wien wird von einem kollektiven Rausch heimgesucht, mit dem vor allem das Bürgertum im Deutschen Reich und Österreich-Ungarn in den Ersten Weltkrieg taumelt. Während der Countdown zur Mobilmachung läuft, begleitet der Roman drei junge Menschen für 24 Stunden auf einer orgiastischen Tour d’Horizon durch Wien, bei der bald alle Gewissheiten auf dem Prüfstand stehen.


28.02.2023 | Literatur in Hamburg
Peter Stamms neuer Roman »In einer dunkelblauen Stunde«

Eine vertrackte Geschichte

Peter Stamm
Peter Stamm, Foto: Salon du livre, Genève, 2012, Ludovic Péron
Den schmalen Grat zwischen Fiktion und Realität hat der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm in seinen Romanen und Erzählungen immer wieder ausgelotet. Für seinen brillanten neuen Roman »In einer dunkelblauen Stunde« (S. Fischer) wächst eine romantische Versuchsanordnung nun gleich in die Realität hinein: Zwei Dokumentarfilmer wollten die Entstehung des Romans dokumentieren, sie wurden zum Spielball des Schriftstellers Peter Stamm und zum Sujet des Romans.


01.02.2023 | Literatur in Hamburg
Behzad Karim Kani, Martin Kordic und Musa Okwonga

Ein Kraftzentrum der Gegenwartsliteratur

Behzad Karim Khani
Behzad Karim Khani, Foto: Valerie Benner
Es ist fast zehn Jahre her, seit Maxim Biller der deutschen Gegenwartsliteratur in einem Artikel für »Die ZEIT« bescheinigte, sie sei »unglaublich langweilig«, die Feuilletons und Bücherregale würden von den »irrelevanten Sprachexperimenten der Retro-Avantgardisten« verstopft und von der »müden Innerlichkeitsprosa von Handke und Strauß«. Was ihm fehlte waren »lebendige literarische Stimmen von Migranten«, die sich nicht anpassen und »Wohlfühlpreise kassieren«, sondern den »romantischen Krähwinkel Deutschland« mit einer wütenden, einer widerständigen Literatur aufmischen. Auch schon vor zehn Jahren konnte man die Diagnose von Biller unter dem Label unterhaltende Provokation lesen und sie mit sehr lebendigen literarischen Stimmen widerlegen. Heute und mehrere Bestseller später ist eben diese migrantische oder postmigrantische Literatur, die Maxim Biller so vehement einforderte, längst ein Kraftzentrum der deutschen Gegenwartsliteratur. Das zeigt sich besonders eindrucksvoll in zwei vielgelobten Coming-of-Age-Romanen, die im Herbst 2022 erschienen sind.


01.02.2023 | Literatur in Hamburg
Lesung mit Max Czollek

»Versöhnungstheater«

Max Czollek
Max Czollek, Foto: Paula Winkler
Schon mit seinen Büchern »Desintegriert euch! « (2018) und »Gegenwartsbewältigung« (2020) hat Max Czollek lustvoll zum Streit im oft wenig diskursiven deutschen Debattenraum aufgefordert. Daran knüpft er mit seinem neuen Buch »Versöhnungstheater« (Hanser) nun an und nimmt sich die deutsche Erinnerungskultur vor.


01.02.2023 | Literatur in Hamburg
Leona Stahlmanns Roman »Diese ganzen belanglosen Wunder«

In einer nicht so fernen Zeit

Leona Stahlmann
Leona Stahlmann, Foto: Amrei Marie
Der Klimawandel und das Artensterben sind die großen Krisen der Gegenwart. Jenseits von Katastrophen- und Science-Fiction-Szenarien ist das in der Literatur jedoch schwer darstellbar, weil das Klima stets im Hintergrund menschlicher Dramen bleibt. In Leona Stahlmanns dystopischem Roman »Diese ganzen belanglosen Wunder« (dtv) ist das anders. Sie erzählt in einem gelungenen Mix aus »Nature writing«, »Climate fiction« und Gesellschaftskritik aus einer Welt am Rande der Apokalypse.


29.11.2022 | Literatur in Hamburg
Katja Petrowskajas Buch »Das Foto schaute mich an«

Ist Schönheit etwas, das wir sehen können?

Katja Petrowskaja
Katja Petrowskaja, Foto: Gunter Glücklich
Was kann uns ein Foto über die Welt und das Leben sagen? Seit 2015 hat die deutsch-ukrainische Schriftstellerin und Journalistin Katja Petrowskaja Foto-Kolumnen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung veröffentlicht und damit ein eigenes Genre geschaffen. Die neu erschienene Sammlung der Kolumnen »Das Foto schaute mich an« (Bibliothek Suhrkamp) fügt sich zu einem großen Essay über Geschichte, Erinnerung und Vergegenwärtigung und kann gleichzeitig als Schule des Sehens gelesen werden.


28.11.2022 | Literatur in Hamburg
Dörte Hansens neuer Roman »Zur See«

Wo die wilden Winde wehn

Dörte Hansen
Dörte Hansen, Foto: Sven Jaax
Mit ihrem neuen Roman »Zur See« schafft Dörte Hansen erneut den Spagat zwischen Hochliteratur und glänzender Unterhaltung. Aber ein wenig die Zähne zusammen beißen muss man schon auch. Das liegt vor allem an der Unberechenbarkeit des Meeres, von der jeder Seemann ein Lied singen kann. Und dem ernüchternden Blick der Autorin auf die Natur, das Leben im hohen Norden und die Touristenherden, die ihn durchwandern.


29.10.2022 | Literatur in Hamburg
Sigrid Behrens´neuer Roman »Gute Menschen«

Ein beinahe perfektes Glückskleeblatt

Sigrid Behrens
Sigrid Behrens, Foto: Inga Seevers
Sie ist eine glückliche Frau und Mutter und verlässt plötzlich ihr ganz wunderbar eingerichtetes Leben, die Kinder und den geliebten Mann, das gemeinsame Haus. Sie verlässt eine Idylle für eine ungewisse Zukunft. Warum? Wofür? Das ist das Ausgangsszenario des neuen Romans »Gute Menschen« (Minimal Trash Art) von Sigrid Behrens. In einer so lakonischen wie berührenden Collage aus Stimmen der Protagonisten und ihrer Freunde unternimmt der Roman eine vielschichtige Ermittlung. An deren Ende steht die verstörende Erkenntnis, dass es auf eine Erklärung vielleicht gar nicht so sehr ankommt, sondern viel mehr auf das, was wir tun – oder unterlassen.


29.10.2022 | Literatur in Hamburg
Simone Buchholz´ neuer Roman »Unsterblich sind nur die anderen«

Halb zog sie ihn, halb sank er hin

Simone Buchholz
Simone Buchholz, Foto: Gerald von Foris
Mit ihren Chastity-Riley-Krimis hat Simone Buchholz das große Publikum erobert. Man erkennt sie schon nach wenigen Sätzen an ihrem feinen Sound und der leisen Ironie, die da stets mitschwingt. Das zeichnet auch ihren neuen Roman aus, der garantiert kein Krimi ist, obwohl der Titel passen würde. Er heißt »Unsterblich sind nur die anderen« (Suhrkamp) und erzählt eine ziemlich verrückte Geschichte über ein Buddelschiff, zwei Freundinnen und die Liebe.


01.10.2022 | Literatur in Hamburg
Abdulrazak Gurnahs neuer Roman »Nachleben«

Macht und Last der Erinnerung

 Abdulrazak Gurnah
Abdulrazak Gurnah, Foto: Amrei Marie, Wikipedia
In seinem Roman »Nachleben« (Penguin) verknüpft der im vergangenen Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnete Schriftsteller Abdulrazak Gurnah ein ergreifendes Familienepos mit der Kolonialgeschichte Deutschlands. Der Erinnerung stiftender Roman stellt die Ereignisse einer ganzen Epoche aus einer Perspektive dar, in der sie bisher kaum sichtbar wurde. Die Romanhandlung spielt über weite Strecken in der Swahiligesellschaft der Küstenregion des heutigen Tansania – und endet aus gutem Grund in Hamburg.


01.10.2022 | Literatur in Hamburg
Karen Duves neuer Roman über »Sisi«

Parforcejagd mit der Kaiserin

Karen Duve
Karen Duve, Foto: Kerstin Ahlrichs
Sie ist eine der populärsten Frauengestalten der Gegenwart, diese Elisabeth von Österreich, die 1837 in München geboren wurde und 1898 in Genf einem Attentat zum Opfer fiel. Netflix hat der »Kaiserin« gerade eine Miniserie gewidmet, sie folgte in nur wenigen Monaten auf eine »Event-Serie« von RTL und den Spielfilm »Corsage« der österreichischen Regisseurin Marie Kreutzer, in dem Sisi als moderne Frau in der Midlife-Crisis gezeigt wird. Von einer Frau, die ihrer Zeit voraus war und bis heute immer noch unterschätzt wird, erzählt auch Karen Duve in ihrem neuen Roman »Sisi« (Galiani).


01.10.2022 | Literatur in Hamburg
Heinz Strunks Bestseller »Ein Sommer in Niendorf«

Liebe ist ein Gefühl, Durst auch

Heinz Strunk
Heinz Strunk, Foto: Dennis Dirksen
Mit der Geschichte eines geglückten sozialen Abstiegs stürmte Heinz Strunk im Sommer bis an die Spitze der Bestsellerlisten und wurde zudem für den Deutschen Buchpreis nominiert. Skurrile und dabei doch treffende Milieubeschreibungen vor allem aus den gesellschaftlichen Randgebieten sind das Markenzeichen seiner Literatur. Der Kanon seiner Themen ist dabei ziemlich überschaubar, es geht um Alkohol, Sex, Einsamkeit und Antriebslosigkeit. So ist es auch in dem so berührenden wie witzigen Roman »Ein Sommer in Niendorf« (Rowohlt).


06.09.2022 | Literatur in Hamburg
Édouard Louis´»Anleitung ein anderer zu werden«

Geschichte einer Befreiung

Edouard Louis
Édouard Louis, Foto: Christian Werner
Im ersten Prolog zu diesem Buch ist es kurz nach Mitternacht und ein junger Mann kündigt die Geschichte einer Odyssee an, die ihn aus einfachsten Verhältnissen in ein Umfeld größten Reichtums führte. Es folgt ein zweiter Prolog, der sich weniger süffig liest. Er erzählt von einer höchst kompromittierenden Situation. Der Erzähler ist gezwungen, sich für eine Zahnarztrechnung zu prostituieren und erspart seinen Leser:innen nicht die Details. In diesem Schwingungsverhältnis ist die »Anleitung ein anderer zu werden« (Aufbau), von der Édouard Louis in seinem neuen Buch erzählt, insgesamt eingerichtet. Da hat einer etwas erlebt und zu sagen. Und er erzählt in aller Härte auch gegen sich selbst.


06.09.2022 | Literatur in Hamburg
Silke Stamms neuer Roman »Hohe Berge«

Alle Sinne auf Anfang

Silke Stamm
Silke Stamm, Foto: Andreas Hornoff, Piper Verlag
In so ausholenden wie eleganten Satzschwüngen von manchmal mehr als einer Seite erzählt Silke Stamm in ihrem neuen Roman »Hohe Berge« (Berlin Verlag) von einem Ausflug in schwieriges Gelände. Bei einer Skiquerung im Hochgebirge kommen die Tourengänger an ihre Grenzen, bis alle Sinne auf Anfang stehen. Doch es wird nicht nur von einem einmaligen Abenteuer erzählt, auch die Lektüre selbst ist ein ungewöhnliches Leseerlebnis und brennt sich durch eine höchst kunstvolle Erzählweise tief ein. Für einen Auszug aus dem Roman wurde Silke Stamm 2020 mit dem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet.


22.08.2022 | Literatur in Hamburg
Hernan Diaz´neuer Roman »Treue«

Das Evangelium des Geldes

Hernan Diaz
Hernan Diaz, Foto: Jason Fulford
Männer, Macht und Moneten, das ist eine Trias, die scheinbar unauflösbar zusammengehört. Heute fungieren Elon Musk, Jeff Bezos oder Mark Zuckerberg als Figuren in den heroischen Geschichten, mit denen wir das Evangelium des Geldes konzertieren, aber man findet sie durch die Jahrhunderte. Hernan Diaz erzählt in seinem neuen Roman »Treue« (Hanser Berlin) von einem dieser Männer und überführt an seinem Beispiel in vier grandiosen erzählerischen Etappen den Mythos, von dem großer Reichtum stets umrankt ist, in die provokante Geschichte einer Emanzipation.


30.05.2022 | Literatur in Hamburg
Claudia Schumachers Debüt »Liebe ist gewaltig«

Zahlen, Dresche, Streuselkuchen

Claudia Schumacher
Claudia Schumacher, Foto: Roman Raacke
Nach einem mentalen und körperlichen Zusammenbruch landet die 17-jährige Juli zur Kur in einem »Kneippkurort mit Moorheilbad« im Schwarzwald. In einem wunderbar flapsigen Tonfall entfaltet sich dort das kuriose Szenario einer suizidgefährdeten Jugendlichen im Kuralltag unter lauter alten Leutchen – und nach und nach auch des Irrsinns, der sie dorthin gebracht hat. Das ist der furiose Auftakt des Debütromans »Liebe ist gewaltig« (dtv) von Claudia Schumacher, einem sehr berührenden Coming-of-Age-Roman, der sich fast auch ins Horror-Genre einordnen lässt, denn erzählt wird ziemlich harter Stoff.


30.05.2022 | Literatur in Hamburg
Wolf Haas und sein Bestseller »Müll«

Knie in Wanne 4

Wolf Haas
Wolf Haas, Foto: Gerry Nitsch
Mit dem schönen Märchen von einer Prinzessin beginnt der neue Roman von Wolf Haas. Ein Vater tischt es seiner vierjährigen Tochter auf, weil er ihr die furchtbare Geschichte nicht erzählen kann, wegen der in einer Bucht so viele abgeschliffene Glasscherben in allen Farben angeschwemmt werden. Also sind es Perlen und am Seegrund lebt eine Prinzessin, deren Perlenschatulle überquillt vor lauter Reichtum. Sanft stimmt Wolf Haas damit die Motive und die Tonlage seines neuen Romans auf einer halben Seite an. Die Auflösung gibt es erst ganz zum Schluss. Und dazwischen eine so rasante wie komische Geschichte, deren Kulminationspunkt knallgelb auf dem Cover des Romans steht: »Müll« (Hoffmann und Campe).


30.04.2022 | Literatur in Hamburg
Lea Draegers neuer Roman »Wenn ich euch verraten könnte«

Das Unfassbare aussprechen

Lea Draeger
Lea Draeger, Foto: Paula Winkler
Es ist alles andere als eine Gute-Laune-Geschichte, die Lea Draeger in ihrem Debütroman erzählt, sondern harter Stoff. Da geht es um patriarchale Gewaltstrukturen und Traumata, die von einem perfiden Glaubenssystem getragen werden und über mehrere Generationen fortwirken. Für die dreizehnjährige Ich-Erzählerin in »Wenn ich euch verraten könnte« (hanserblau) gibt es nur einen Weg, um aus dieser Familiengeschichte herauszukommen – sie muss lernen, das Unfassbare auszusprechen.


30.04.2022 | Literatur in Hamburg
Yasmina Rezas neuer Roman »Serge«

Vom Kuddelmuddel einer Familie

Yasmina Reza
Yasmina Reza, Foto: Pascal Victor
Yasmina Reza ist die meistgespielte Bühnenautorin der Gegenwart, weltberühmt, ein internationaler Star der Szene, vielfach ausgezeichnet und auch mit ihren Romanen seit Jahren höchst erfolgreich. Und die 1957 in Paris als Tochter einer ungarischen Geigerin und eines iranischen Ingenieurs geborene Schriftstellerin ist eine Expertin für abgründige Komik, ihr gesamtes Werk kann als »Komödie über die Condition Humaine« (»Le Monde«) gelesen werden. In ihrem neuen Roman »Serge« (Hanser Verlag) begibt sie sich mitten hinein in die »Kuddelmuddelkiste« einer Familie in Paris.


30.04.2022 | Literatur in Hamburg
Hellmuth Opitz neuer Gedichtband »Flauschnacht Rauschnacht«

Schnabelarien früh um Fünf

Hellmuth Opitz
Hellmuth Opitz, Foto: Helga Schöning
Das Spiel mit tradierten Formen, Reimen und Rhythmen beherrscht der Lyriker Hellmuth Opitz so meisterhaft wie das saloppe Parlando im erzählerischen Duktus. Und das darf man auch erwarten, wenn einer als »Verbalvirtuose« (Gero Mertens) und »kluger Vertreter des poetischen Realismus« (Michael Braun) gefeiert wird. In diesem Frühjahr lädt er mit seinem neuen Gedichtband zur »Flauschnacht Rauschnacht« (Pendragon). Ein Ereignis für alle, die gerne Gedichte lesen.


29.04.2022 | Literatur in Hamburg
Abbas Khiders neuer Roman »Der Erinnerungsfälscher«

Erinnerungen wie Minenfelder

Abbas Khider
Abbas Khider, Foto: Peter-Andreas Hassiepen
Herkunft und Identität sind die zentralen Themen der Literatur von Abbas Khider. In seinem neuen Roman »Der Erinnerungsfälscher« erzählt er von einer Reise, die seinen Protagonisten unvermittelt aus dem Alltag in Deutschland und nach Bagdad katapultiert. Unterwegs ist er mit der Brüchigkeit seiner Erinnerungen konfrontiert. Und wirft ganz beiläufig Fragen des Schreibens und der Literatur auf. Was ist Fiktion, was Wahrheit? Gibt es eine richtige Erinnerung und vielleicht auch eine falsche?


29.04.2022 | Literatur in Hamburg
Madame Nielsens neuer Roman »Lamento«

Das leuchtende Jetzt

Madame Nielsen
Madame Nielsen, Foto: Frederike van der Straeten
Eigentlich heißt sie »Lou Camille Nielsen«, aber ihren vollen Namen benutzt sie nur selten. Geboren wurde Madame Nielsen 2013 in Paris, doch es war nur ein weiterer Schritt von mehreren Identitäts- und Namensänderungen. Ihr neuer Roman »Lamento« (Kiepenheuer & Witsch) erzählt von der Zeit, die diesen Häutungen und Verwandlungen vorausging und die Geschichte einer Liebe, bei der die Flammen von Beginn an ziemlich hoch lodern.


01.04.2022 | Literatur in Hamburg
Lucy Frickes Roman »Die Diplomatin«

Angst ist nur eine Ermessensfrage

Lucy Fricke
Lucy Fricke, Foto: Gerald von Foris
Es ist ein Beruf, der seit jeher die Fantasie beflügelt. Wer ihn ausübt, lebt fast in einer Parallelwelt, genießt höchste Reputation und sogar Straffreiheit im Gastland. Zum Klischee der diplomatischen Kulisse gehören rauschende Feste und Empfänge ebenso wie das stille Agieren im Hintergrund großer politischer Krisen und weltbewegender Affären. All das blüht auch der Heldin in dem neuen Roman von Lucy Fricke und ist doch ganz anders, als es sich »Die Diplomatin« (Claassen) in ihren schlimmsten Träumen vorstellte. Bewirken kann sie nämlich nichts. Bis sie dem routinierten Zynismus freundlicher Lügen eines Tages ganz undiplomatisch mit der Wahrheit begegnet und handelt.


01.04.2022 | Literatur in Hamburg
Fatma Aydemirs »Dschinns«

Wahrheiten, die immer da sind

Fatma Aydemir
Fatma Aydemir, Foto: Sibylle Fendt
Fatma Aydemir hat mit ihrem Familienroman »Dschinns« das Buch der Saison vorgelegt. Die in Berlin lebende Schriftstellerin wurde schon für ihr vielgelobtes Debüt »Ellbogen« mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet, für »Dschinns« erhielt sie den Robert-Gernhardt-Preis. Der Roman ist ein großer Wurf, auch weil er versucht, so viel Gegenwart wie möglich in 350 Seiten Text zu packen. Das ist radikal, es ist maßlos und nicht immer gelungen. Dennoch ist »Dschinns« eine Lektüre, die sich tief einbrennt und lange nachwirkt.


29.03.2022 | Literatur in Hamburg
Helge Timmerbergs »Lecko mio«

Verstreute Identitäten

Helge Timmerberg
Helge Timmerberg, Foto: Federico Balboa
Gewidmet ist dieses Buch einem Wiener Zahnarzt und seiner Gattin, deren Praxis auf Zahnimplantate spezialisiert ist. Das hat bei einem wie Helge Timmerberg natürlich Gründe. In seinem neuen Buch »Lecko mio« (Piper) ist er einmal mehr den »verstreuten Identitäten« seines Ichs auf der Spur, das in den letzten beiden Jahren jedoch nicht allzu weit in die Ferne schweifen konnte. Dennoch hat sich dem weitgereisten Autor ein ganz neuer Erfahrungshorizont offenbart. In »Lecko mio – Siebzig werden« (Piper) erzählt er davon.


20.03.2022 | Literatur in Hamburg
Mareike Fallwickls neuer Roman »Die Wut, die bleibt«

Collateral Damage

 Mareike Fallwickl
Mareike Fallwickl, Foto: Gyöngyi Tasi
Schon ihre Romane »Dunkelgrün fast schwarz« und »Das Licht ist hier viel heller« sind rasante Psychodramen über toxische Männlichkeit, Sexismus, Macht und Machtmissbrauch im Binnenraum mehr oder weniger alltäglicher Beziehungen. Pointierte Szenarien aus diesem gesellschaftlichen Giftschrank orchestrieren auch den neuen Roman »Die Wut, die bleibt« (Rowohlt) der österreichischen Autorin Mareike Fallwickl. Ihr Ausgangspunkt ist hochaktuell und liegt in der unmittelbaren Gegenwart, in der vor allem Familien mit kleinen Kindern durch die Corona-Pandemie einer andauernden Belastungsprobe ausgesetzt sind. In diesem Roman mit tragischen Folgen, die nicht ungesühnt bleiben.


10.03.2022 | Literatur in Hamburg
Jens Eisels neuer Roman »Cooper«

Ein Fall für die Ewigkeit

Jens Eisel
Jens Eisel, Foto: Melina Mörsdorfs
Es gibt eine ganze Reihe von Theorien über diesen Fall und unzählige Spekulationen in alle Richtungen. Doch auch, nachdem das FBI die Ermittlungen 2007 und 2009 noch einmal aufnahm, gab es keine neuen Erkenntnisse. Die Akte »Norjak« wurde 2016 nach 45 Jahren endgültig geschlossen. Es ist der bis heute einzige ungelöste Fall einer Flugzeugentführung in den USA. Und er ist so spektakulär, dass er immer wieder in Filmen, Büchern und sogar in Songs verarbeitet wurde. In einem großartigen semidokumentarischen Roman erzählt der Hamburger Schriftsteller Jens Eisel nun die Geschichte eines Gentlemans, der mit 200.000 Dollar Lösegeld tollkühn aus einem Flugzeug springt: »Cooper« (Piper).


09.03.2022 | Literatur in Hamburg
Kristine Bilkaus neuer Roman »Nebenan«

Und still schweigt das alte Haus

Kristine Bilkau
Kristine Bilkau, Foto: Thorsten Kirves
In ihrem neuen Roman zoomt Kristine Bilkau ganz nah heran an die feine Nahtstelle, an der unsere Wünsche, Träume und Hoffnungen sich in der Realität verfangen. Getragen von einem wunderbar leichten Stil, erzählt sie eine Geschichte, die gleich »Nebenan« (Luchterhand) spielt, dort, wo wir so offensichtlich wegsehen, wie sonst nirgends: in der Nachbarschaft. Schon im vergangenen Herbst wurde Kristine Bilkau für den Roman mit einem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet. »Nebenan« ist eines der literarischen Highlights der Saison.


01.03.2022 | Literatur in Hamburg
Joshua Cohens neuer Roman »Witz«

»Das berühmte Oktadekamega«

Joshua Cohen
Joshua Cohen, Foto: Adam Gong
Er ist ein Tech-Gelehrter und kennt sich glänzend in der Bibel, in der Philosophie, der Geschichte und Literatur aus. Doch Joshua Cohen, der 2015 von der Zeitschrift »Granta« zu einem der zehn besten jungen amerikanischen Autoren der Gegenwart gewählt wurde, schreibt nicht nur Romane und Erzählungen, sondern auch für Magazine und Zeitschriften, er ist der Ghostwriter von Edward Snowden und übersetzt aus dem Deutschen und Hebräischen ins Englische. Als sein Opus Magnum gilt der 2010 im Original erschienene, 900 Seiten starke Roman »Witz«. Ulrich Blumenbach hat das »Abenteuer« auf sich genommen, den Roman zu übersetzen. In diesem Frühjahr ist er nun bei Schöffling & Co. erschienen.